Wer oder was ist jüdisch? Aspekte jüdischer Identität

Johannes Freiland, 01.10.2024

12.  Beschneidung – Brit Mila

Die Beschneidung der Knaben am 8. Lebenstage scheint uns Europäern eine bedeutungslose Kuriosität, jedoch ist sie als direktes ‚Gebot Gottes‘ eine zentrale jüdische Tradition, als Sakrament „Brit Mila“ ist sie das äußere Symbol des Bundes schlechthin, vergleichbar der christlichen Taufe, ihre Unterlassung ein grober Verstoß selbst für säkulare Juden. Das 1. Buch Mose sagt, wer nicht beschneidet, „dessen Seele soll ausgerottet werden aus seinem Volk, weil es meinen Bund unterlassen hat.“ Wenn jüdische Eltern überlegen, ihren Säugling nicht so verstümmeln zu lassen bzw. dem Jungen selbst die spätere Entscheidung zu überlassen – also sein Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit zu wahren – sind sie ob dieses Tabubruchs erheblichem Druck aus dem schockierten jüdischen Umfeld ausgesetzt und kämpfen mit tiefen Gewissensnöten, wie hier vom jüdischen Arzt Gil Yaron einfühlsam beschrieben [YAR].

Die jüdische Vorschrift der Beschneidung ist zurückzuführen auf 1. Mose 17,10-14, hier in der genauen Übersetzung von Buber und Rosenzweig [BUB4]:

Gott sprach zu Abraham:
Du aber, du wahre meinen Bund, du und dein Same nach dir in ihre Geschlechter.
Dies ist mein Bund, den ihr wahren sollt zwischen mir und euch und deinem Samen nach dir:
Beschnitten unter euch sei alles Männliche.
Am Fleisch eurer Vorhaut sollt ihr beschnitten werden, das sei zum Zeichen des Bundes zwischen mir und euch.
Mit acht Tagen soll alles Männliche unter euch beschnitten werden, in eure Geschlechter, Hausgeborner und von allirgend Fremdem um Geld Erworbner, der also nicht deines Samens ist, beschnitten werde, beschnitten dein Hausgeborner und dein Gelderworbner,
mein Bund sei an eurem Fleisch zum Weltzeit-Bund.
Ein vorhautiger Mann aber, der am Fleisch seiner Vorhaut sich nicht beschneiden läßt, gerodet werde solch Wesen aus seinen Volkleuten,
meinen Bund hat er gesprengt.

Wir haben es also mit einer kultischen Vorschrift zu tun, die für die jüdische Identität allergrößte Relevanz hat, die den (männlichen) Juden definiert, deren Mißachtung JHWH mit Tod und Verbannung („ausgerodet“) bedroht hat. Sogar Leibeigene („Gelderworbner“), die in einem jüdischen Haushalt lebten, mußten beschnitten sein.

Auch wenn Muslime und einige christliche Kirchen und Länder diese Tradition teilen, so gilt sie dort nicht als unmittelbar zwingendes Gebot, ist nicht von derart tiefer Bedeutung:

Im Koran wird die Beschneidung zwar nicht vorgeschrieben, aber in den Hadithen, also in den Überlieferungen des Propheten Mohammed wird erwähnt, daß dieser beschnitten worden sei, weswegen die Beschneidung auch unter Muslimen als religiöse Pflicht gilt.
(Jochen Bittner, DIE ZEIT, 15. März 2018)

Bei den muslimischen Knaben erfolgt die Vorhaut-Amputation auch meist zu einem viel späteren Zeitpunkt (bis zur Vollendung des achten Lebensjahres oder jedenfalls bis zur Geschlechtsreife) und in einem anderen Kontext, so daß der Knabe sie psychisch weit besser verarbeiten kann; sie hat daher andere Wirkung.

Ich möchte dieses Thema aus vier Blickwinkeln beleuchten. Erstens körperlich, zweitens in seiner sexuell-emotionalen Auswirkung auf das Verhältnis von Weib und Mann, drittens sozial, viertens als psychisches Trauma.

Körperlich

Die Vorhaut bedeckt die Eichel, den sensibelsten Teil des männlichen Körpers, schützt sie vor Reibung und Austrocknung. Diese Vorhaut ist selbst ein hocherogenes Gewebe, wobei der empfindsame Teil normalerweise innen an der Eichel anliegt. Beim Eindringen in die Vagina stülpt sich dieses hochelastische erogene Gewebe nach außen um und bedeckt dann größtenteils den Schaft des Penis, d.h. der ganze Penis wird damit zur erogenen Zone. Beim durchschnittlichen erwachsenen Mann ist dieses Gewebe gestreckt etwa 77 cm² groß. Das ist nicht wenig. Studienberichte zeigen, daß die Beschneidung bis zu einem Drittel des erogenen Gewebes des Penis entfernt [BRE].

Bei der traditionellen männlichen Beschneidung (lat. Zircumzision, Kreisschnitt) wird die Vorhaut langgezogen, dann mit einem Messer kreisförmig eingeschnitten, dann – einfach abgerissen! Wenn der Knabe Glück hat, ist das Messer scharf und steril und der Beschneider versteht sein Handwerk. Bei ultraorthodoxen Gemeinden muß der jüdische Knabe zudem hoffen, daß der Mohel (Beschneider) keine Mundfäule oder Herpes[1] hat, denn bei der jüdischen Beschneidung nimmt der Mohel den blutenden Penis anschließen in den Mund und leckt ihn sauber!

An dieser Stelle bitte einmal tief durchatmen…

Bekanntlich ist die Eichel der sensibelste Teil des männlichen Körpers, und hier ist es nochmals der Übergang von der Eichel in den Schaft (Frenulum), dort wo die Vorhaut ansetzt, der besonders empfindsam ist. Bei der Beschneidung geht nicht nur die sensible Vorhaut selbst mit ihren vielen Nerven verloren, sondern eben dieser hypersensiblen Bereiche unter der Eichel vernarbt nach dem Einschneiden und Abreißen, selbst wenn die Wunde gut verheilt. Narbengewebe blockiert den Energiefluß in einem Meridian, das ist aus der TCM und Kinesiologie bekannt. Der Leber-Meridian läuft durch den Penis.

Aus medizinischer Sicht wird zudem eingewandt, das Organ entbehre danach der von Natur aus zweckmäßigen, hygienisch schützenden Haut. Darüber hinaus wird das sexuelle Erleben des Mannes durch den Verlust der Vorhaut ungünstig beeinflußt, da es zu einer Desensibilisierung und Austrocknung der Eichel kommt, die nach Entfernung der Vorhaut schutzlos gegen den Stoff der Kleidung reibt. [Quelle]

Manche Männer berichten auch von einer dauernden Übererregung durch das Reiben der ungeschützten trockenen Eichel an der Kleidung.

Eine weitere Funktion der Vorhaut ist die Befeuchtung beim Koitus. Sie hält Sekret zurück, das als natürliches Schmiermittel wirkt. Die Vorhaut erleichtert also den Geschlechtsverkehr. Der beschnittene Mann wird dagegen oft auf Gel oder Spucke angewiesen sein, wie bei Benutzung eines Kondoms.

Bei älteren Männern trägt die Abstumpfung zu erektiler Dysfunktion bei. Eine vorläufige Studie ergab, daß beschnittene Männer 4,5 Mal häufiger ein Medikament gegen erektile Dysfunktion (z.B. Viagra) einnehmen. [BRE]

Die Beschneidung ist ein sichtbares und unabänderliches körperliches Mal. Männer haben mannigfaltige Gelegenheit, einander auf den Penis zu schauen, beim Urinieren, in Duschen und Umkleiden. Die Beschneidung fällt auf. Um einer Diskriminierung zu entgehen, haben in Nordamerika jüdische Ärzte und Lobbyisten viel Energie darauf verwendet, die Beschneidung für alle Männer als sinnvoll, ja erstrebenswert hinzustellen, sowohl mit hygienischen und gesundheitlichen wie auch biblischen Argumenten. Folgte man der amerikanischen Propaganda, so gäbe es kaum eine Krankheit, die nicht durch Beschneidung verhindert oder geheilt werden könnte [GOM1], ähnlich wie man es im Mittelalter vom Aderlaß annahm. Der Erfolg dieser Propaganda war so groß, daß heute die Mehrheit der US-amerikanischen und kanadischen (und australischen) Männer beschnitten ist, es gilt auch unter Christen als normal[2]. Somit können Juden in Nordamerika nicht länger an der Beschneidung erkannt werden.

Sexuell-Emotional

Die Vorhaut enthält eine Fülle spezialisierter Nerven. Was ihre Entfernung bedeutet, können nur Männer ermessen, die erst im Erwachsenenalter beschnitten wurden und zuvor schon normale Sexualität kannten. Sie beschreiben den Unterschied als: „Sehen in Schwarz-Weiß im Vergleich zum Sehen in Farbe“. Wer dagegen sein ganzes Leben lang schwarz-weiß gesehen hat, weiß nicht, was er verpaßt hat. [BRE]

Die Folgen für den gewöhnlichen Koitus wurden schon gut untersucht und beschrieben. Sie gelten oft als positiv im Sinne von reduzierter Erregbarkeit und daher längerem ‚Stehvermögen‘, die Abstumpfung bedingt aber umgekehrt auch eine Vorliebe für besonders heftige Reize wie Oral- und Analverkehr, ohne die mancher Beschnittene nicht zur Erektion bzw. zum Orgasmus kommen kann, weshalb der „Blow-Job“ in Nordamerika als unentbehrliche Sexualpraktik gilt.

Darüber hinaus gibt es energetische und emotionale Folgen in der Beziehung zwischen Mann und Weib. Bei der Durchdringung im natürlichen Zustand und in liebevoller, ruhiger Begegnung strömt aus dem Penis ein intensiver Energiestrom zum Weib hinüber, den sie mit Vagina und Gebärmutter auffängt und erwidert. Nichts ist inniger, verbindender und befriedender als diese energetische Verschmelzung in Entspanntheit, die fast ohne Bewegung auskommt, durch zuviel Bewegung und Anspannung sogar abbricht. Im Taoismus und im Tantra (tantrisches Yoga) wurde diese ekstatische Energiekopplung mit ihren heilenden und erhebenden Möglichkeiten ausgiebig erforscht und beschrieben [CHA] [RIC]. Man darf annehmen, daß diese Erfahrung für einen beschnittenen Mann und seine Partnerin nur eingeschränkt bis gar nicht möglich ist, denn sein Organ ist durch Amputation und Vernarbung beschädigt, die Energie kann nicht ungehindert fließen.

Als grobe Analogie stelle man sich einen Klinkenstecker vor, der mit einer isolierenden Schicht überzogen ist: er läßt sich einstecken, aber er leitet kein elektrisches Signal mehr. Da ertönt keine Musik, sondern nur ein Brummen. Ähnlich wirkt auch ein Kondom, es ist ein isolierender Überzug.

Bei den indigenen Völkern, in der Tiefenökologie und modernen Psychotherapie ist oft die Rede von der Verbindung zum „Divine Feminine“, zur göttlichen Weiblichkeit, repräsentiert in Mutter Erde, in Gaia; oft wird beklagt, daß sie dem Mann verlorengegangen sei. Es ist eine heilige Tiefendimension der Liebe und der Verbindung mit femininer Energie, die insbesondere beschnittenen Männern verschlossen bleibt. Den Betroffenen fehlt die tiefe Verbindung zum Weiblichen – umgekehrt natürlich ebenfalls. Es fehlt die körperlich-energetische Verbindung zwischen Yang und Yin, der ausgleichende Gegenpol.

Vom großen Potential der sexuellen Vereinigung bleibt die mechanische Erregung durch Reibung und die chemisch-biologische Funktion der Fortpflanzung.

Soziale Folgen

Für die Menschengruppen, die Beschneidung praktizieren, hat das auch soziale Folgen. Auf zwei Folgen möchte ich hinweisen: Einerseits bei den Muslimen und orthodox-religiösen Juden vorherrschend die Geschlechtertrennung, wo Mann und Weib im Grunde getrennte soziale Welten bewohnen. Andererseits bei den nichtreligiösen männlichen Juden und allen US-Amerikanern seit dem 20. Jhd. der auffällige Hang zu Promiskuität, Pornographie und Perversion. Damit einhergehend:

  • Sexualisierung der amerikanischen Sprache, besonders der extrem häufige Gebrauch des Wortes „fuck“ als Verstärker (fuckin‘ great) oder in abfälliger Bedeutung[3]
  • Die von Hollywood vorangetriebene und zusehends als normal geltende stete sexuelle Verfügbarkeit und pornographische Zurschaustellung von Frauen in Film, Fernsehen und Musikvideos
  • Sucht nach herzlosem, hartem Sex, und dessen Benutzung als Machtmittel[4]
  • Zunahme von Sado-Maso Praktiken und Transsexualität, deren Zurschaustellung und Bewerbung durch Hollywood und in Musikvideos
  • Verbreitung von Kinderschändung in Hollywood und Washington
  • Es gibt Hinweise – denen ich noch nicht nachgegangen bin, weil die Recherche schwierig wäre und in widerliche Gefilde führt – wonach die Pornobranche weitgehend in jüdischer Hand sei. Jedenfalls war sie es in der Weimarer Republik. Der orthodoxe Rabbi Yaron Reuven sagt hier [REU], daß die erste Handlung der NSDAP-Regierung 1933 gewesen sei, Pornographie und Homosexualität gesetzlich zu verbieten (Erlaß vom 23.2.1933). Berlin sei das Sodom und Gomorra und Las Vegas seiner Zeit gewesen, die Welthauptstadt der Verworfenheit – und die Sex-Branche sowie die Schwulenbars seien damals in Berlin bedauerlicherweise sämtlich von Juden betrieben worden.[5]

Psychisches Trauma

Der dritte Aspekt ist das psychische Trauma der Beschneidung selbst.

Die ohne Betäubung vorgenommene Beschneidung wirkt insbesondere bei kleinen Kindern aufgrund der fehlenden kognitiven Einsicht traumatisierend. Sigmund Freud (selbst beschnittener Jude) erkannte dies als „Kastrationsangst“ bei sich und seinen jüdischen Klienten, mißdeutete das Phänomen allerdings als eine allen Männern innewohnende „Urangst“.

Die Beschneidung eines Kleinkindes führt nach Untersuchungen von Neurologen des „Pacific Institutes for Advanced Study“ zu einer permanenten Änderung bzw. Schädigung des Gehirns. Ebenso führt das psychologische Trauma oft zu unkontrollierter Wut gegen die Eltern, Sexualangst, vermindertem emotionalen Ausdruck und Empathie, Minderwertigkeitskomplexen sowie Angst vor Intimitäten. Diese Symptome werden zumeist nur klinisch durch Fachärzte evaluiert, da beschnittene Männer in Unwissenheit des Normalzustandes die Unzulänglichkeiten nicht erkennen. [Quelle]

Umfragen zeigen als psychische Folgen [BRE] [GOM1]:

  • Männer empfinden eine Wut, Mißtrauen und Trauer darüber, beschnitten worden zu sein. Dies kann sich in einer Wut auf die Mutter äußern (weil sie den Sohn nicht vor einem solchen Ereignis geschützt hat).
  • Erhöhte sexuelle Ängste
  • Verminderter emotionaler Ausdruck
  • Geringes Selbstwertgefühl
  • Vermeiden von Intimität
  • Depressionen

Die traumatische frühkindliche Verstümmelung und Demütigung führt also zu emotionaler Verarmung und erzeuge eine Neigung zu Aggression und Empathiemangel. In diesem Zusammenhang ist interessant die Beschneidungs-Weltkarte der WHO (Anhang IV). Eine Korrelation von (Waffen)gewalt, Gewalt gegen Frauen und Kriegslust zum Anteil an Beschnittenen ist erkennbar: in den muslimischen Ländern einschließlich Afrika, Pakistan, Serbien, Afghanistan; in Israel, in den USA.

Besonderheit der jüdischen Beschneidung

Man vergegenwärtige sich, was da eigentlich geschieht, insbesondere bei der kultischen jüdischen Beschneidung am achten Lebenstag, wo der frisch geborene Säugling noch nicht einmal das Geburtstrauma überwunden hat und völlig auf Schutz und Versorgung durch die Mutter angewiesen ist:

  • Der Knabe wird von der Mutter an uniformierte alte Männer ausgeliefert, denen der Mensch ein Leben lang in der Synagoge als den religiösen Autoritäten in regelmäßigen Abständen wieder begegnen wird, in einer Umgebung, in der die Mutter ausgeschlossen ist.
  • In der kultisch genormten Umgebung erfährt der Mensch das Gefühl absoluter Hilflosigkeit und Ohnmacht. Seine Angstschreie zeigen keine Wirkung. Die Mutter bleibt verschwunden.
  • Dem Säugling wird ohne Betäubung ein höchst empfindlicher Körperteil amputiert. Währenddessen werden durchgehend auf Hebräisch Gebete gesprochen.
  • Der Mohel (Beschneider) nimmt den blutenden Penis des Säuglings in den Mund und lutscht daran.

Was ist das anderes als ritueller Kindesmißbrauch? Hier einige Stimmen jüdischer Mütter, gesammelt von Ronald Goldman in [GOM3]:

„Mein kleiner Sohn und ich schluchzten uns die Seele aus dem Leib… Nach allem, wofür ich gearbeitet hatte – Joseph im Mutterleib auszutragen und zu pflegen, ihn trotz aller Widrigkeiten zu Hause zu haben, ihn seit der Geburt ständig an meiner Seite zu haben, ihn zu stillen, wann immer er Nähe und Nahrung brauchte – war die Beschneidung eine schreckliche Verletzung all dessen, was wir teilten. Ich habe danach tagelang geweint.“

„Ich habe noch nie solche Schreie gehört… Werde ich jemals erfahren, welche Narben dies in deiner Seele hinterlässt?… Was ist das für ein neuer Blick, den ich in deinen Augen sehe? Ich sehe Schmerz, eine gewisse Traurigkeit und den Verlust von Vertrauen.“

„Ich hörte ihn weinen, als er beschnitten wurde. Was mich am meisten beunruhigt, ist, daß ich seinen Schrei immer noch hören kann… Es war ein Angriff auf ihn, und in gewisser Weise war es auch ein Angriff auf mich… Ich werde mit diesem schrecklichen Wimmern ins Grab gehen.“

„Die Schreie meines Babys sitzen mir noch immer in den Knochen und verfolgen mich bis in mein Innerstes… Sein Schrei klang, als würde er geschlachtet werden. Ich verlor meine Milch.“

„Ich wusste, daß dies ein furchtbarer Fehler war und daß dies etwas war, was niemand, vor allem kein Neugeborenes, jemals durchmachen sollte.“

Eine andere Betrachtung stellt die traumatischen Folgen der jüdischen Beschneidung sogar als mögliches Ziel der ganzen Prozedur heraus:

Die zugefügten Sinneseindrücke – insbesondere die an der Zeremonie beteiligten Männer – ergeben erste Bausteine für die Formung der Vorstellung von einer höheren Macht als Gegenwart einer absoluten patriarchalen Herrschergewalt. Vor dem Hintergrund dieser rituellen Ur-Szene ist der Weg frei für weitere Prägung. Das erzeugte Ur-Mißtrauen wird vermittels der alles durchdringenden Angst mit einem neurotischen ‚Angstbewältiger‘ – mit JHWH – zusammengeführt. Die verankerte Ur-Angst wird bewältigt durch bedingungslosen Gehorsam gegen Gesetze, deren Zweck es ist, den Geist aus der natürlichen Ordnung – das heißt der instinktartig herrschenden Vernunft – zu ‚erlösen‘ [MAH1].

Manche würden sagen, das erfülle die Definition von Schwarzer Magie. Es gibt auch Ähnlichkeiten zu bekannten Geheimdienstprogrammen für Bewußtseinskontrolle mittels induziertem Trauma.

Um begreifen zu können, welchem immensen Druck zum bedingungslosen Gehorsam – einschließlich dem unbedingten Gebot zur Beschneidung – ein orthodoxer Jude durch seine Religion ausgesetzt ist, lese man 5. Mose 28:15-69. Dort findet sich seitenweise eine schier endlose Litanei von grausamen, gehässigen Verfluchungen, mit denen JHWH seine Anhänger bedroht für den Fall von Ungehorsam und Nachlässigkeit. Was es für die jüdische Selbstwahrnehmung bedeuten muß, der Adressat dieser Flüche zu sein, mag man sich gar nicht ausmalen. Sie beinhalten die größte denkbare Herabwürdigung. Sich einem solchen Terror-‚Gott‘ unterwerfen zu müssen, gar ihn lieben zu sollen, ist eine Schande, eine Demütigung und Kränkung. Es verwundert nicht, wenn das zu Selbsthaß führt, den man dann wiederum nach außen projiziert, um weiterleben zu können.


[1]     Tatsächlich ist Herpes-Infektion der Wunde eine häufige Komplikation in ultraorthodoxen Gemeinden.

[2]     Die Beschneidungsrate in den USA stieg von 30% um 1900 auf 72% um 1950.

[3]     Als Beispiel für diese Sprache höre man sich das Interview des jüdischen Stand-up Comedian Ari Shaffir bei Tucker Carlson vom 9. Juli 2024 an. Shaffir ist übrigens bewundernswert ehrlich und sympathisch, seine Anekdoten über die Talmud-Schule, die er als Kind besucht hatte, sind hörenswert. [SHA]

[4]     Drei Beispiele:

  • das von Jeffrey Epstein (Jude) betriebene Pädophilie-Imperium (Epstein Island, Lolita-Expreß) mit einem Erpressungsring, der viele bedeutende US-Politiker und Mediengrößen erfaßt
  • der Hollywood-Produzent Harvey Weinstein (Jude), der reihenweise Frauen vergewaltigt oder genötigt hat, 2017 aufgeflogen durch die große Twitter-Kampagne #MeToo
  • Die Komödie „Leg dich nicht mit Zohan an“ von und mit Adam Sandler (Jude) zeigt in satirischer Überzeichnung einen Mossad-Superagenten und Superficker.

[5]     Rabbi Reuven sieht im Kampf gegen die Pornographie-Sucht eine seiner Hauptaufgaben. Er nennt sie die stärkste aller Süchte. Siehe dazu seinen Film Tikkun Habrit mit deutschen Untertiteln.