Die Balfour Declaration, ihre Hintergründe und Folgen für Deutschland und Palästina

Johannes Freiland, 30.07.2023

5. Nakba – die Katastrophe

Mit dem Wegfall der britischen Schutzmacht setzte sofort – ebenfalls noch am selben dramatischen Tage, dem 15. Mai 1948 – eine zweite Welle der gewaltsamen ethnischen Säuberung Palästinas ein. Dieses gesamte Geschehen ist als al-Nakba[1] („Die Katastrophe“) in das Gedächtnis aller Araber eingebrannt und setzt sich bis heute fort. Die einheimischen Muslime und Christen wurden zu Hunderttausenden vertrieben und in Massakern zu Tausenden getötet. Wie wir heute wissen, dachte die israelische Regierung nie daran, sich an den UN-Teilungsplan zu halten und die Autonomiegebiete zu respektieren. Der illegalen und gewaltsamen Ausweitungen von zionistischen Siedlungen in die Palästinenser-Gebiete hinein, der fortgesetzten Beraubung und Demütigung der Palästinenser wurde nie ernsthaft Einhalt geboten. Der Teilungsplan sah für die Juden 55 % des Territoriums vor; heute dagegen gehören über 85 % des historischen Palästina direkt zu Israel, und der Rest steht unter militärischer Besatzung. Militär und Polizei haben den einseitigen Auftrag, die zionistischen Siedler zu schützen. Die Palästinenser sind eine geduldete, ständig drangsalierte und schikanierte Minderheit im tatwirklichen Judenstaat, der nun offen auf Apartheid und Diskriminierung auch im Rechtssystem setzt. Umgekehrt sind gewaltbereite Palästinenser mit Terroranschlägen innerhalb der Judengebiete nicht zimperlich.

Diese Vorgänge werden sehr anschaulich, historisch korrekt und packend beschrieben in der Spielfilmserie „Gelobtes Land“, die ARTE 2011 herausbrachte, und die in zwei Zeitsträngen von der Endphase des britischen Protektorats 1945-48 und vom Leben in Israel, West Bank und Gazastreifen in der Gegenwart von 2010 erzählt. [GEL]

Von anti-zionistischen Juden weltweit, auch innerhalb Israels, werden diese historischen und gegenwärtigen Taten der Zionisten beklagt und angeprangert. Eine Lösung ist weiterhin nicht in Sicht.

Das Geschehen aus Sicht der arabischen Völker ist hier von Prof. Henner Fürtig (Institut für Nahost-Studien an der Uni Hamburg) gut beschrieben. https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/naher-osten-331/238907/zwischen-kolonialismus-und-nationenbildung/


Diese gesamte Entwicklung wurde von anti-zionistischen britischen Juden schon 1917 in nachgerade prophetischer Klarheit vorausgeahnt, leider hat man auf ihre Warnung nicht gehört. Siehe dazu den Brief britischer Judenverbände an The Times, veröffentlicht am 24. Mai 1917


[1]     Siehe “Nakba Fact Sheet” der US-amerikanischen NGO Jewish Voice for Peace, www.jvp.org